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Fashion-Fotografie – Live-Bericht Teil 2

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Am letzten Wochenende hat nun das lange erwartete Fashion-Shooting im Zillertal stattgefunden – Mode-Fotografie mit ganz großem Besteck. Vier Modelle, ein Visagist, ein Assistent, ein Fotograf und dabei die Mode von „My Ibiza Style“. Elegante, freche, körperbetonte Mode für selbstbewusste Frauen verbindet sich mit der klassischen Schwarzweiß-Fotografie. Alles komplett analog, auf Film, so wie man es vor 10 Jahren noch häufig gemacht hat und mittlerweile nirgendwo mehr sieht. Wer sich jedoch die entstandene Bildstrecke ansieht, wird sich dem Charme der klassischen Mode-Darstellung nicht entziehen können. Da wir schon vor einiger Zeit begonnen haben über die Besonderheiten in der Planung eines Fashion-Shootings zu berichten, erzählen wir heute über unsere Erfahrungen vom letzten Wochenende.

Professionelle Analogfotografie heute
Ein schwieriges Thema. In der Profi-Fotografie ist mittlerweile alles digital. Da die Digital-Fotografie die Arbeitsweisen am Foto-Set deutlich verändert hat ist es nicht verwunderlich, dass sich heute kaum jemand an den etwas anderen Arbeitsstil in der professionellen Analogfotografie erinnert, ganz zu schweigen davon, wie man mit den veränderten Anforderungen umgeht. Auch wenn Digital und Analog beide im Grunde nur Fotografie-Techniken sind, unterscheiden sie sich doch deutlich in der Anwendung. Jenseits von Kameramerkmalen und Datenblattwerten ist es etwas ganz Anderes, was den Bildausdruck guter Fashion-Bilder ausmacht.

In der Werbe-Fotografie (und Fashion-/Mode-Fotografie ist definitiv Werbe-Fotografie) galt stets, dass das Kleinbild kein Werbe-Format war. Mittelformat und Großformat beherrschten die Szene und das geschah aus gutem Grund. Es ist etwas müßig die alten Argumentationen wieder aufzurollen, aber im Shooting vom letzten Wochenende haben wir wie selbstverständlich zur Mittelformat-Kamera gegriffen. Da die Bildstrecken in Schwarzweiß entstehen sollten, haben wir uns aus der Delta-Produktlinie von Ilford bedient. Genutzt wurden „Delta 100“, „Delta 400“ und „Delta 3200“. Der erstgenannte Film klingt plausibel, mit seinen ISO 100 erscheint er an einem sonnendurchfluteten Tag als der richtige Film. Aber was soll denn das? Ein Film mit ISO 400 und einer sogar mit ISO 3200? Hierauf kommen wir noch ausführlich zu sprechen. Zunächst berichten wir jedoch von den Erfahrungen mit den Fotomodellen – sehr interessante Erfahrungen, wie wir finden.

Erfolgsfaktor Fotomodell
Mode-Fotografie funktioniert nur mit Menschen. In früheren Jahren war es auch bei anderen Werbefotografien üblich, dass das Produkt im Kontext mit Menschen dargestellt wurde. Angefangen vom Automobil bis hin zu einfachen Küchenartikeln galt es immer, dass der Mensch in der Bildszene eine wichtige Rolle spielte. Geblieben ist der Mensch heute nur noch in der Fashion-Fotografie, weil Kleidung nur am Menschen beurteilt werden kann.

Heutzutage Fotomodelle zu finden, die noch wissen wie man in einer analogen Foto-Session arbeitet, ist nicht ganz einfach. Wir hatten Glück – ein Fotomodell hatte Analog-Erfahrungen. Der größte Teil der anderen Modelle konnte sich schnell hinein finden. Da man im Analogen nichts hinein- oder heraus zaubern (kann/will), muss ein Bild einfach passen. Am besten ist natürlich, wenn jeder Schuss sitzt. Ob das geklappt hat, kann man deutlich an den Bildern sehen. Und eines ist auch wichtig, für große Fotografie muss man auf jede Kleinigkeit achten, um das bestmögliche Ergebnis aus dem Stand heraus zu erreichen. Professionelle Analogfotografie ist eine Sache von höchster Konzentration und Präzision. Dabei ist man sehr abhängig davon, wie die Fotomodelle am Set mitarbeiten. Wie gut das geklappt hat, kann man an unseren Beispielbildern sehen.

Finde einen Kontext
Da gerade die Fashion-Fotografie eine durchaus surreale Szene ist, kann man das Ganze ganz bewusst auf die Spitze treiben. „My Ibiza Style“ klingt nach Party und guter Laune, die von diesem Label angebotene Mode eignet sich hervorragend dazu. Aus dieser Sicht ist es ein auf die Spitze getriebener Surrealismus, wenn man diese Mode-Linie in den Zillertaler Alpen auf runden 2000 Höhenmetern präsentiert – wir waren auf der Kristallhütte zu Gast – und dabei noch als spannungsgebendes Bildelement einige alte Kameras nutzt. Junge Label – alte Kameras! Ibiza-Look und Zillertaler Alpen! Schwarzweiße Analogfotografie und modernes Leben! Exakt diese Disharmonien lassen eine Anziehungskraft im Bild entstehen, der sich kaum ein Betrachter entziehen kann. Sophia Müller, Marketing-Chefin des Labels hat dies erkannt und ließ es sich nicht nehmen, auch selbst als Fotomodell vor die Kamera zu schlüpfen.

MakeUp für das bessere Bild
Über das Thema der Visage werden wir noch einmal gesondert berichten. Uns begleitete am letzten Wochenende Klaus Kael, selbst Fashion-Fotograf und MakeUp-Artist, der für die Visage der Fotomodelle zuständig war. Es mag sich seltsam anhören, aber auch bei einer Szene, bei der das Fotomodell einige Meter von der Kamera entfernt steht, ist ein gutes MakeUp von enormer Wichtigkeit. Und ein fotoreifes MakeUp ist nicht in wenigen Minuten aufgetragen. In der Zeitplanung kann man pro Modell schon einmal leicht eine Stunde einrechnen – ein erheblicher Zeitfaktor. Aber da man analog nicht mit nachträglicher Beauty-Retusche arbeiten kann, muss man all diese Aufwände vor den Akt des Fotografierens legen.

Stolpersteine gibt es immer
Auch wir sind über verschiedene Steine gestolpert. Morgen- und Abendlicht sind das Beste – eine Fotoweisheit, der sich Fotografen schon seit Generationen bedienen. Wenn ein Shooting-Beginn auf 9 Uhr am Morgen angesetzt ist, löst sich auch das schönste Fotokonzept in Wohlgefallen auf, wenn bereits durch Ereignisse bei der Anreise eine Zeitverzögerung von über einer Stunde eintritt. Aber gut, jeder gewiefte Fotograf hat da auch noch eine Ausweichstrategie parat. Und hier beginnt auch das Ding mit den hohen ISO-Werten. Es mag kaum zu glauben sein, aber „Sonne auf Höchststand = ISO auf Höchststand“ ist eine von Fashion-Fotografen des analogen Zeitalters häufig angewendete Regel. So haben wir es am Wochenende auch gemacht. Warum und wieso, das werden wir noch einmal separat erklären. Auf jeden Fall ist das Fotografie am Ende des Lichts – so wie es in einem speziellen Workshop von uns auch vermittelt wird (nur dort ohne Fotomodelle) – und die Bildergebnisse sind immer ein echter Hingucker.

Und nun?
Vielleicht ist es für viele Leser interessant, wie die Werbefotografie auf Film in Schwarzweiß aussieht und wie es digital und farbig aussieht. Klaus Kael hat digital über die Schulter fotografiert und seine Impressionen eingefangen.

#pam2012

Der Beitrag Fashion-Fotografie – Live-Bericht Teil 2 erschien zuerst auf Spürsinn • Der analoge Fotoladen.


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